Fabian Kienbaum, Kienbaum Consultants: Einmischen statt mitschwimmen
Fabian Kienbaum erfindet sich immer wieder neu. Lange hat er im Berliner Startup-Umfeld gearbeitet, ehe er vor sechs Jahren den CEO-Job bei Kienbaum Consultants von seinem Vater übernahm. Richtig zur Ruhe gekommen ist die renommierte HR-Beratung seither nicht. Zuerst wurde der Stammsitz nach Köln verlegt und eine neue, offenere Unternehmenskultur eingeführt. Es folgte eine Doppelspitze, die nach vier Jahren zu Ende geht, in denen sich die Firma stabilisiert hat. Die Zukunft der Beratung sieht Kienbaum jetzt in einem Partnermodell und hofft damit ambitionierte HR-Berater – von denen die Beratungsgesellschaft viele hervorgebracht hat – langfristig an sein Unternehmen binden zu können. In jüngster Zeit entdeckt er sein Faible für Familienunternehmen, eigene Erfahrungen kann er in Beratungsprojekte einbringen. Persönlich hat sich Kienbaum politisch für eine Wirtschaftswende engagiert und will Unternehmer ermutigen, sich offensiver für die Verbesserung des Standorts einzusetzen, was zuletzt auch Thema der Kienbaum People Convention war, der größten Jahreskonferenz für HR.
Philipp Kolo, Boston Consulting Group: Folgt der Cloud-Logik
Während viele Berater den menschlichen Faktor in der Transformation von Unternehmen betonen, wählt Philipp Kolo einen anderen Ansatz. Spricht man mit ihm, fallen häufig Begriffe wie Effizienz, Automatisierung und Künstliche Intelligenz. Denn Kolo ist überzeugt: Transformationsprojekte gelingen nur dann, wenn IT- und Organisationsentwicklung ganzheitlich gedacht werden. Zu häufig scheitern Softwareeinführungen in HR, weil sie als rein technische Lösungen betrachtet werden. Kolo wirbt für einen anderen Ansatz. Dieser folgt der Cloud-Logik und setzt auf globale Standards, kontinuierliche Verbesserung und Best-Practice-Lösungen auf Basis eines tiefen Datenpools. Denn HR sei historisch betrachtet häufig ein Generalist, meint Kolo. Das stehe im Widerspruch zum Wunsch nach funktioneller Tiefe und Exzellenz großer Unternehmen. Kolo ist Partner bei Boston Consulting Group Deutschland und Mitglied der globalen People & Organization Practice Group der Unternehmensberatung. Darin leitet er die Unit Skills. Der promovierte Ökonom hat stets die technologischen Möglichkeiten im Blick, wenn es darum geht, menschliche Fähigkeiten zu verstärken oder zu unterstützen. Seine Expertise ist gefragt, als Berater ebenso wie als Speaker auf HR-Events.
Judith Muster, Metaplan: Durchleuchtet mit Röntgenblick
Wenn der Blick dieser Luhmann-Kennerin und Schnelldenkerin auf ein System fällt, kann sie gar nicht anders als nach den Fehlstellen zu suchen, nach dem Sand im Getriebe, nach den Schmerzpunkten der Organisation. Wenn man den Beschreibungen von Judith Muster lauscht, wie sie Organisationsgefüge auseinandernimmt und die Vorstellungen der Unternehmensleitungen über die Ursachen der Probleme über den Haufen wirft, könnte man glauben, dass sie Spaß daran hat, den Finger in die Wunde der Organisation zu legen. Doch es ist eher ihr unbedingter Erkenntniswille, der sie antreibt. Sie will verstehen, was an der Oberfläche nicht sichtbar ist, erkennen, was in der Tiefe rumort, und dann nicht einfach das Messer in der Wunde herumdrehen, sondern es herausziehen, den Schmerz stillen. Als Beraterin bei Metaplan begleitet sie vor allem Projekte des Verwaltungsbereichs, die sie nicht von oben herab betrachtet, sondern von unten heraus mit frischen Impulsen versorgt, und sie nimmt gerne Aufträge in Organisationen an, die demokratiestärkend wirken. Zuletzt hat sie bei Metaplan die Technologiekompetenz noch ausgebaut und sich damit einen festen Platz im intellektuellen Beraterstamm der Organisationsentwicklung gesichert.
Volker Nürnberg, Bearing Point: Gesundheit!
Seine Bühnen- und Medienpräsenz hat der Gesundheitsexperte in den vergangenen zwei Jahren konsequent weiter ausgebaut. Ob Männergesundheit, Sinusschwingung, Digitalisierung oder Gesundheitsmanagement im Krankenhaus – es gibt kaum ein Thema im betrieblichen Gesundheitsmanagement (BGM), zu dem sich Volker Nürnberg nicht äußert. Damit schafft der Head of Healthcare bei der Strategieberatung Bearing Point viel Aufmerksamkeit für ein lange vernachlässigtes Führungsthema. Weit wichtiger aber noch für die Etablierung von Gesundheit in der Arbeitswelt ist Nürnbergs Rolle als strategischer Berater und Networker im gesamten Gesundheitswesen. Als Gutachter für Digitales im Gemeinsamen Bundesausschuss beim Gesundheitsministerium (BMG) ist der BWL-Professor für Management im Gesundheitswesen direkt an der Gestaltung nationaler Gesundheitspolitik beteiligt, wie etwa bei der Einführung der elektronischen Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung. Seit Juli 2025 ist er Mitglied der Ethik-Kommission des BMG und will bei ethischen Verteilungsdiskussionen und Überlegungen zur Digitalisierung im Gesundheitswesen den Blick gezielt auf die betriebliche Prävention richten. Darüber hinaus treibt Nürnberg innovative Ansätze voran. New Work im Krankenhaus ist ein aktuelles Kernthema. Er arbeitet mit Startups zusammen, um digitale Innovationen im BGM schnell in Unternehmen zu implementieren. Auch die Beratung von Krankenkassen zur praktischen Umsetzung im Unternehmensalltag unterstreicht seinen ganzheitlichen Beratungsansatz.
Nathalie Oberthür, RPO Rechtsanwälte: Füttert die Medien
Alle Arbeitsrechtler kennen Nathalie Oberthür. Sie ist seit Jahren im Arbeitsrecht präsent, hat in über 25 Jahren Anwaltstätigkeit reichlich Erfahrung gesammelt und sich dabei ein hervorragendes Renommee erarbeitet. Dass ihr die arbeitsrechtliche Anwaltschaft und die Weiterentwicklung des Arbeitsrechts am Herzen liegen, beweist sie mit ihrem langjährigen Engagement im Deutschen Anwaltverein (DAV), wo sie seit Jahren im geschäftsführenden Ausschuss der Arbeitsgemeinschaft Arbeitsrecht vertreten ist, den Ausschuss Arbeitsrecht leitet und dabei rechtspolitisch Einfluss nimmt auf die arbeitsrechtlichen Themen der Republik. In ihrer Kanzlei berät sie sowohl die Arbeitgeberseite als auch die Arbeitnehmerseite und bekommt von beiden Seiten sowie auch von zahlreichen Anwaltsrankings bescheinigt, hervorragende Arbeit für ihre Mandanten zu leisten und eine der Topadressen des deutschen Arbeitsrechts zu sein.
Was sie unter den arbeitsrechtlichen Experten der Republik hervorhebt, ist ihre Omnipräsenz, wenn es darum geht, das Arbeitsrecht zu erklären. Zum einen schreibt und publiziert sie anspruchsvolle arbeitsrechtliche Fachliteratur für Experten. Das würde man von einer Juristin ihres Kalibers auch erwarten. Aber genauso gerne und noch viel häufiger erklärt sie das Arbeitsrecht ganz Deutschland. Egal welches Thema und egal welche Zeitung, welches Magazin, welche Rundfunkanstalt und welcher Fernsehsender: Oberthür besitzt die Fähigkeit, die mitunter komplizierten rechtlichen Sachverhalte so darzustellen, dass jeder sofort versteht, worauf es ankommt und wo die Stolperfallen lauern. Ob Personalmagazin oder Beck.de, ob Süddeutsche Zeitung oder Deutsche Presseagentur (dpa), ob Capital oder Caritas-Magazin: Wer seinen Lesern, Hörern und Zuschauern das Arbeitsrecht erklären möchte, fragt bei Oberthür an und bekommt praxisnahe, lösungsorientierte und verständliche Beiträge, frei von juristischem Kauderwelsch. Über die dpa landen ihre Erläuterungen in den Zeitungen der gesamten Republik. Besser könnte das Arbeitsrecht in den Gazetten des Landes nicht vertreten sein.
Andrea Panzer-Heemeier, Arqis: Nase im Wind
Themen frühzeitig zu erkennen und sie vielleicht ein wenig anders zu denken, als andere das tun. Das zeichnet Visionäre aus. Das alte Bonmot von Helmut Schmidt aus dem Bundestagswahlkampf 1980, wer Visionen hat, solle zum Arzt gehen, hat noch nie gestimmt. Ein Gespür dafür haben, welche Themen in der Zukunft wichtig werden und Ideen haben, wie sich diese Themen in der anwaltlichen Beratung umsetzen lassen, unterscheidet die Top-Kanzleien von der breiten Masse. Andrea Panzer-Heemeier beweist immer wieder, dass sie genau das kann. Mit der Fokusgruppe HR Law setzte sie bei Arqis als eine der ersten auf eine ganzheitliche Beratung und ging Personalthemen anders an, als es bis dahin üblich war. Und genau das setzt sie erfolgreich fort. Auch ESG war bei Arqis schon ein Thema, als noch kaum jemand darüber nachgedacht hat, ob er womöglich eine Nachhaltigkeitsstrategie braucht. Und wer heute meint, KI werde langsam zum Thema, hätte bei Arqis schon vor Jahren erfahren können, wohin sich die Arbeitswelt 4.0 entwickelt und dass KI nicht ohne Fragen der digitalen Ethik und Verantwortung gedacht werden kann. Diese vorausdenkende Herangehensweise hat ihre Kanzlei dahin gebracht, wo sie heute steht: ganz oben.
Anja Schmitz, Hochschule Pforzheim: Pflanzt Ökosysteme
Lernen spielt eine Schlüsselrolle für die Zukunftsfähigkeit von Unternehmen – eine Aussage, die Anja Schmitz wohl genauso unterschreiben würde, wie viele HR-Managerinnen oder Unternehmensberater. Allzu oft ist dieser Satz aber nur ein Appell, dessen strategischen Wert sich die Personalentwicklung schon lange auf die Fahnen schreibt und der doch selten praktische Bedeutung entwickelt. Die Beraterbranche ums Corporate Learning beschäftigt sich seit langer Zeit mit dieser Lücke zwischen Wunsch und Wirklichkeit, vermochte sie aber bislang nicht ausreichend zu schließen. Schmitz von der Hochschule Pforzheim setzt hier an, versucht aber umfassender zu denken und treibt das Thema "Learning Ecosystem" voran – mit einem theoriegeleiteten Konzept, das sie auf pragmatische New-Learning-Bestandteile herunterbricht. Während Technologieanbieter den Kunden ein Lernökosystem versprechen, betont die Psychologin die Bedeutung ihres sozio-technischen Ansatzes, der die organisationale Wirkung fokussiert. Darum misst die Professorin für Personalmanagement auch dem Thema Lernkultur einen hohen Stellenwert bei und setzt zusammen mit Berater Jan Foelsing auch auf Experimentierräume für Unternehmen: So begleitet sie den "Learning Culture & Development Circle" und untersucht, welches die Erfolgsfaktoren in unterschiedlichen Organisationen sind.
Schmitz bewegt sich gekonnt zwischen angewandter Forschung und Praxisbegleitung, ist gefragte Ansprechpartnerin und Rednerin auf allen Lernmessen. Unter anderem bei der Deutschen Bahn war sie beratend in einem Projekt zur Gestaltung des Lernökosystems unter Berücksichtigung der Blue-Collar-Mitarbeitenden tätig. Dabei testete sie die Wirkung eines digitalen Lernbegleiters. Daran zeigt sich auch, dass eine gesamtheitliche Perspektive auf den Beitrag von L&D für die Organisationsentwicklung für sie kein Widerspruch zur individuellen Förderung bedeutet. Im Gegenteil: Vielmehr versucht sie zu vermitteln, dass ein Lernökosystem die förderliche Umgebung – inklusive einer innovativen Lerntechnologie – schafft, damit die einzelnen Mitarbeitenden ihre Potenziale gezielt entfalten können. Das schlägt sich auch direkt in ihrer aktuellen Forschung nieder: Sie arbeitet an einer Längsschnittstudie zum Empowerment der Lernenden. Die Ergebnisse könnten einen weiteren Schlüssel liefern, um das Tor zwischen L&D und Strategie zu öffnen und die Lücke zwischen Wunsch und Wirklichkeit zu schließen.
Ralf Steuer, DGFP: Zahlen, bitte!
Nach 25 Jahren Lufthansa wechselte Ralf Steuer vor über vier Jahren in die Geschäftsführung der Deutschen Gesellschaft für Personalführung (DGFP), um den Verband nach Krisenjahren in ein ruhiges und sicheres Fahrwasser zu führen. Seinen Job hat er erledigt, die DGFP steht heute auf einem wirtschaftlich soliden Gerüst. Unter seiner Führung begann jede Vorstandsitzung mit den Finanzen und den ökonomischen Rahmendaten, wie er erzählt. Was selbstverständlich klingt, war historisch betrachtet nicht immer der Fall. Steuer hat die Prioritäten geordnet: Erst die Zahlen, dann die Inhalte. Er hat eine Rolle eingenommen, die nicht immer beliebt ist, aber umso notwendiger war. Und die ihm die Vorstandsmitglieder gedankt haben. Denn so konnten sie sich aufs Wesentliche konzentrieren: Die DGFP als Stimme von HR hörbar zu machen und den Mitgliedsunternehmen eine attraktive Plattform für den fachlichen Austausch zu schaffen – mit Zukunftsprojekten wie einem AI-getriebenen Wissenshub.
Cawa Younosi, Charta der Vielfalt: Gegen die Einfalt
Die Charta der Vielfalt steht heute vor ihrer größten Bewährungsprobe seit ihrer Gründung vor rund 20 Jahren. In den USA geht ein Präsident gegen DEI-Programme vor, in Deutschland wächst der Rechtspopulismus und einige Unternehmen fahren ihre Diversitätsmaßnahmen zurück. Drei Monate bevor in den USA Donald Trump Präsident wurde, hat Cawa Younosi, ehemaliger Personalchef von SAP Deutschland, die Geschäftsführung der Charta der Vielfalt übernommen – und dem Verein einen ordentlichen Schub verpasst: Mit ihrem neuen Mann an der Spitze ist die Charta lauter und sichtbarer geworden – auch in der Publikumspresse. Younosi nutzt seine Reichweite und sein Netzwerk, um das Thema Vielfalt weiterhin oben auf der Agenda zu halten, in Wirtschaft, Politik und Gesellschaft. Er hat den Unterzeichnungsprozess der Charta neu aufgestellt und die Erarbeitung eines Diversity-Zertifizierungsprozesses angestoßen. Mit seiner vorausschauenden Tatkraft ist Younosi auf dem besten Weg, die Charta der Vielfalt durch diese schwierigen Zeiten zu führen und dem Thema Vielfalt eine unüberhörbare Stimme zu geben.
Guido Zander, SSZ Beratung: Schicht um Schicht
Wenn es um flexible Arbeitszeitkonzepte geht, führt kaum ein Weg an seinem Namen vorbei: Guido Zander. Der Geschäftsführer und Partner der SSZ Beratung verfügt über zwei Jahrzehnte Erfahrung mit Arbeitszeitmodellen, Schichtplanung und Workforce Management. Er betrachtet die Arbeitszeit als Schlüsselfaktor, um betriebliche Produktivitätsziele mit den Bedürfnissen der Mitarbeitenden, beispielsweise nach einer guten Work-Life-Balance, in Einklang zu bringen. Die HR-Community prägt er nicht nur durch seine Beratungsprojekte, sondern auch durch seine starke öffentliche Präsenz. In seinen Büchern und Linkedin-Beiträgen wendet er sich gegen vereinfachende, populistische Pauschalantworten.
Als Arbeitszeitexperte hat er sich intensiv mit dem Hype-Thema Viertagewoche auseinandergesetzt – allerdings stets faktenbasiert und differenziert. Sie zum Standard zu erheben findet er ebenso falsch wie pauschale Mehrarbeit – eine Forderung, die zuletzt von vielen Seiten laut wurde, um Deutschland wieder produktiver zu machen. Denn, wie er nicht müde wird zu betonen, mehr Arbeit führt nicht automatisch zu mehr Output. Er kritisiert überzogene Erwartungen und verzerrte Darstellungen statistischer Daten und erklärt, wie diese einzuordnen sind. Auch bei Vertrauensarbeitszeit und Zeiterfassung wendet er sich gegen Schwarzweißdenken – für ihn kommt es immer darauf an, wie gut ein Konzept für die konkrete betriebliche Praxis und das Einsatzgebiet taugt. Dabei zeichnet ihn auch seine Unabhängigkeit von Softwareanbietern aus. Er lotet zusammen mit Unternehmen Möglichkeiten für intelligenteres Arbeiten aus und konnte in diesem Zusammenhang zahlreiche innovative Anwendungsfälle in verschiedenen Branchen und Organisationen als Früchte seiner Beratertätigkeit verbuchen. Ein besonderes Anliegen von Zander ist es, Deskless Worker in Produktion, Logistik oder Service in die New-Work-Debatte einzubeziehen. In konkreten Projekten zeigte er auf, wie dies mithilfe von Digitalisierung, Gruppenarbeit, Pufferbeständen oder einer flexiblen Anpassung der Wochenarbeitszeit funktioniert.
Eine Übersicht über die "40 führenden HR-Köpfe 2025" finden Sie hier.
Die ausführliche Berichterstattung über die Preisträgerinnen und Preisträger 2025 lesen Sie in Personalmagazin Ausgabe 08/2025.